Ein schwarzer Tag für die Erde – Warum der Black Friday problematisch ist

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Es ist wieder soweit, der November ist fast vorbei, doch bevor er uns in die besinnliche Weihnachtszeit entlässt, beglückt er uns noch mit einer eher weniger besinnlichen Tradition. Am 27. November ist wieder Black Friday, ein Tag, der alle Menschen mit freudestrahlenden Gesichtern ihre Konten leeren lässt. Schlägt es Mitternacht, geht der Kaufrausch los und jegliche Manieren und guten Vorsätze verschwinden im Schlund des Massenkonsums. Dann heißt es überall „Bis zu 70% Rabatt!“ oder „Die besten Deals des Jahres“, oder mein persönlicher Favorit „So günstig wird es nie wieder!“.

Schon Tage vorher werde ich auf allen Kanälen mit dieser Art von Werbung beschallt, selbst SMS mit „die Black Week startet jetzt!“  bekomme ich zugeschickt. Ich habe überhaupt keine Möglichkeit mich der Aktion zu entziehen, außer ich ziehe den Stecker meines W-LAN Routers. Da kommen plötzlich viele Fragen auf, zum Beispiel, woher diese Tradition kommt, aber vor allem: Ist das überhaupt wahr, was die mir da versprechen?

Es war einmal in Amerika

Die Tradition des Black Friday kommt, wie zu erwarten, aus Amerika, der Geburtsstätte des Kapitalismus. Dort fällt der Tag auf den Freitag nach dem amerikanischen Erntedankfest, dem Thanksgiving. Schon früh am Morgen stehen die Leute Schlange vor den Einzelhandelsgeschäften, die mit Discounts und unschlagbaren Rabatten werben. Es ist der umsatzstärkste Tag im Jahr für den amerikanischen Einzelhandel und ein inoffizieller Feiertag, denn viele nehmen sich den Freitag zwischen Thanksgiving und dem Wochenende als Brückentag frei. Von Sitte und Sinnlichkeit hat der Kaufrausch allerdings nicht mehr viel an sich. Sobald sich die Türen öffnen, kommt es zu tumultartigen Kämpfen vor begehrten Produkten und zahlreichen Unfällen auf den Straße, da die Menschen nicht schnell genug zur Einkaufsmall kommen konnten. Am ehesten vergleichbar ist das vielleicht noch mit einem Montagmorgen bei Aldi, wenn es Küchengeräte im Angebot gibt.

Trotz der Ähnlichkeit des Namens hat der Black Friday jedoch nichts mit dem „schwarzen Freitag“ von 1929 zu tun, der als Tag des Börsencrashs in die deutsche Geschichte einging. Tatsächlich tauchte der Begriff erstmals in den 60er Jahren auf und beschreibt eine „schwarze Masse“ an Menschen, die sich an den Folgetagen von Thanksgiving und damit zum Auftakt des Weihnachtsgeschäfts durch die Einkaufsmalls schieben. Eine andere Theorie besagt, der Name stamme vom Begriff der schwarzen Zahlen, da viele Unternehmen an diesem Tag zum ersten Mal aus den roten Zahlen des umsatzschwachen Sommers kommen.

Nach Deutschland kam der Black Friday 2006 durch Apple. Der Technikkonzern lockte auch in Deutschland mit großen Rabatten und zog so schnell weitere Technikhändler, wie Saturn und MediaMarkt mit sich. 2013 schlossen sich dann auch der Modehandel an und weitere Verkaufshäuser, wie ASOS folgten. Anders als in Amerika fand der Black Friday anfangs fast ausschließlich online statt, erst einige Jahre später schlossen sich auch die Filialen in Deutschland an.

Mehr als zwei Milliarden Euro Umsatz

Obwohl die Verkaufshäuser und Einzelhändler mit großen Rabatten werben, scheint sich der Black Friday für sie zu lohnen. Eine Untersuchung der IFH Köln ergab, dass die Aktionsumsätze des Deutschen Handles am Black Friday Wochenende 2016 bereits bei 1,7 Milliarden lagen. Im Jahr 2017 stiegen sie um 23% auf 2,1 Milliarden und erreichten 2018 ihren Höhepunkt mit 2,4 Milliarden Euro. Zum Vergleich: An einem durchschnittlichen Einkaufstag liegt dieser Umsatz bei 1,55 Milliarden. Dazu kommt: alle kennen ihn, den legendären Tag der Schnäppchenjäger. In der Studie der IFH Köln gaben nur 10% an, den Black Friday nicht zu kennen.

Warum der Black Friday problematisch ist

Jetzt mag der ein oder andere denken, so ein Aktionstag wie der Black Friday kann eigentlich nur Gutes bedeuten, Produkte, die man sich sowieso schon lange kaufen wollte, sind reduziert und man spart eine Menge Geld. Doch leider ist der Black Friday nichts anderes als eine Marketingstrategie, um den gesättigten Markt zum Kaufen anzuregen und willigen Konsumenten das Geld aus der Tasche zu ziehen.

Nicht alles, was als Schnäppchen ausgezeichnet ist, ist auch wirklich billiger

Schaut man sich einige Vergleichsportale an, fällt der Trick schnell auf. Über das ganze Jahr hinweg unterliegen Produkte großen Preisschwankungen und so passiert es oft, dass Preise kurz vor dem Black Friday um bis zu 70% steigen, um dann wieder reduziert zu werden und dem Kunden ein verlockendes Angebot vorzuspielen. Zusätzlich werden die Rabatte oft auf die unverbindliche Preisempfehlung bezogen. Diese ist jedoch von den Herstellern sehr hoch angesetzt und das Produkt wird nur in den seltensten Fällen von den Verkaufshäusern auch für diesen Preis verkauft.

Rabatte haben die gleiche Wirkung wie Drogen

Das Argument „Das wollte ich mir sowieso kaufen“, wird bei genauerer Betrachtung der Psychologie des Black Fridays ziemlich schnell entkräftet. Die bloße Betrachtung eines Prozentzeichens führt im Gehirn zur Aktivierung des Belohnungssystems, eine ähnliche Wirkweise verschiedener Drogen. Es ist leicht, dem Rausch zu verfallen und noch viel mehr zu kaufen, als man „eigentlich eh schon immer wollte“. Zusätzlich unterstützt der Aktionstag den Trend zur Discount-Gesellschaft und es wird immer schwieriger für Märkte, die Produkte im Nachhinein für die vollen Preise zu verkaufen. Wer einmal Schnäppchenluft geschnuppert hat, der braucht sie immer wieder. Das bekam MediaMarkt im Jahr 2017 besonders hart zu spüren. Der Dezember nach dem Black Friday war der umsatzschwächste Monat, den es je gab, und viele neue Geräte stapelten sich in den Lagern.

Millionen Tonnen Müll

Der Black Friday dient einem einzigen Ziel: den Konsum anzukurbeln. Das Konsum jedoch nicht wirklich der Umwelt gut tut, dürfte spätestens mit dem Aufstieg Greta Thunbergs in den Medien bekannt geworden sein. Wer kauft, der produziert Müll und das bezieht sich nicht rein auf den Verpackungsmüll. In deutschen Schränken lagern 1.000.000.000 ungenutzte Kleidungsstücke, die einmal Ressourcen verbraucht und in naher Zukunft im Müll landen werden. Dabei verbraucht die Herstellung eines T-Shirts bis zu 15.000l Wasser. Das ist vielen Menschen nicht bewusst. SPD Mitarbeiter Robin Mesorasch twitterte 2018: „Millionen Menschen werden heute Milliarden € ausgeben für Dinge, die sie nicht brauchen. 795 Millionen Menschen werden heute hungern, 15.000 Kinder sterben. Aber hey: Es ist nicht unsre Schuld, dass ein Wirtschaftsflüchtling keine 20% Rabatt bei H&M bringt.“  Da lohnt es sich einmal innezuhalten und sich zu fragen, ist das wirklich nötig? Muss ich da mitmachen?

Umweltschützer werben für Gegenaktion „Circular Monday

Der Circular Monday steht vor dem Black Friday und möchte besonders über nachhaltigere Nutzung von Produkten aufklären. Die sogenannte „Circular Consumption“ basiert auf Recycling, reparieren und mieten statt kaufen. So soll Müll und Ressourcenverschwendung vermieden werden. Die Non-profit Organisation ruft dazu auf, am Montag vor dem Black Friday Bilder in weißer Kleidung zu posten, mit dem Hastag #Whitemonday. Regel Nummer zwei laut der offiziellen Website lautet dann, nicht am Black Friday teilzunehmen und schließlich Angebote wie Second-Hand Läden zu nutzen.

Wir alle wissen, dass Posts auf Instagram unsere Erde nicht retten werden, doch es ist wichtig, dass wir über Traditionen wie den Black Friday reden und verstehen, warum er problematisch ist. Ein verantwortungsvoller Umgang mit Ressourcen und Produkten ist notwendig, aber vor allem ist er machbar. Und da reicht es schon bei Aktionstagen wie dem Black Friday nicht mitzumachen. Und sollten Verweigerer weiterhin als heuchlerisch betitelt werden, dann gibt es am Montag darauf gleich die nächste Chance den Kaufrausch zu boykottieren. Dann ist nämlich Cyber Monday, die Antwort des Online Handels auf den Black Friday. Also noch einmal: Es geht nicht darum, unser System der Konsumgesellschaft generell zu kritisieren, schon aber, es zu hinterfragen. Denn da draußen brennen die Regenwälder und die Zeit, das Ruder rumzureißen, wird knapp und mit jedem Black Friday knapper.

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