Germany’s next Bundeskanzler:in

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Bildquelle: © 2021 Presse- und Informationsamt der Bundesregierung

Vieles scheint über den Ausgang der Bundestagswahl 2021 noch im Dunkeln, doch eines steht bereits fast: Angela Merkel wird in der nächsten Regierung nicht mehr Kanzlerin sein. Mit ihrem Abschied vom Posten der Regierungschefin geht eine 16 Jahre lange Ära zu Ende, die sich zu Beginn ihrer Amtszeit wohl kaum jemand vorstellen konnte. In dieser Zeit gelang es der Pragmatin, sich von „Kohls Mädchen“ zur mächtigsten Frau der Welt zu arbeiten. Anfangs häufig belächelt und unterschätzt, wird sie heute international als Vermittlerin und Krisenbewältigerin geachtet.

Sicher, eine objektive Superkanzlerin war Angela Merkel nicht. Viele Projekte hat ihre Regierung schlicht verschlafen – Verwaltung statt Innovation. So liegt Deutschland beispielsweise im Glasfaserausbau mit 4,7 Prozent verglichen mit OECD-Staaten auf Platz 33 von 37 – deutlich hinter Ländern wie Mexiko (27,1%), Ungarn (28,7%) oder Kolumbien (15,2%). Dennoch galt Merkel lange Zeit als die Kanzlerin, hinter der sich fast alle Deutschen stellen konnten. Niemand erwartete große Sprünge, aber auch keiner die Katastrophe. Mehr Mitte ging nicht. Doch dieses Vertrauen, eine Kümmerin an der Spitze der CDU und der Regierung zu haben, sorgte auch dafür, dass sich der politische Führungsnachwuchs kaum aus der Deckung traute.

Umso schwieriger ist es nun, dass Merkelsche Machtvakuum zu füllen. Wer wird der oder die nächste Bundeskanzler:in? spotlight gibt Euch einen Überblick über die möglichen Kandidaten!

Armin Laschet

© Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons)
  • Partei: CDU
  • aktuelle Funktion: Vorsitzender CDU, Ministerpräsident NRW
  • mögliche Koalitionen: Union-Grüne / Union-Grüne-FDP / Union-SPD / Union-SPD-FDP
  • Erfahrung: Auf Bundesebene haperts noch
  • Spotlight-Einschätzung: Vermutlich wird er es am Ende sein

Armin Laschet ist der wahrscheinlichste Kandidat auf die Kanzlerschaft. Nach seiner Wahl zum Parteivorsitzenden der CDU, bei welcher er sich (auch Dank des Wahlverfahrens) gegen den konservativen Wirtschaftsfreund und Parteiaufmischer Friedrich Merz durchsetzen konnte, sollte die Aufstellung zum Kanzlerkandidaten der CDU eigentlich nur noch Formsache sein. Eigentlich. Denn die Umfragewerte sprechen nicht für ihn. Aktuell wünschen sich nur 14 Prozent der Deutschen einen Kanzler Laschet. In einem Superwahljahr wie 2021 ist das fast schon vernichtend. Doch der CDU bleibt kaum eine Wahl: Stellen sie einen anderen Kandidaten als Laschet auf, wird nicht nur mit der informellen Regel gebrochen, dass der Parteivorsitzende auch Kanzler werden soll, sie gestehen sich auch ein, dass der Chef ihrer Partei nicht in der Lage ist, Deutschland zu regieren. Dieses Eingeständnis der Schwäche wäre verheerend für das Selbstverständnis der Partei.

Laschet selbst scheint die Debatte aussitzen zu wollen. Tritt er derzeit in der Öffentlichkeit auf, dann fast immer als Ministerpräsident NRWs, seine Statements als Parteivorsitzender bleiben beim absoluten Pflichtminimum – trotz verlorener Wahlen in Baden-Württenberg und Rheinlandpfalz und einem handfesten Korruptionsskandal innerhalb seiner Partei (s). Am Ende wird er vermutlich trotzdem aufgestellt werden, dann müssen CDU und CSU nur noch eine der vielen möglichen Koalitionen treffen. Einen möglichen Gegenkandidaten im eigenen Parteienlager hat er jedoch noch.

Markus Söder

  • Partei: CSU
  • aktuelle Funktion: Vorsitzender CSU, Ministerpräsident Bayern
  • mögliche Koalitionen: Union-Grüne / Union-Grüne-FDP / Union-SPD / Union-SPD-FDP
  • Erfahrung: Ausreichend
  • Spotlight-Einschätzung: Hat er eigentlich nicht nötig

Auf den ersten Blick wirkt Markus Söder wie der sinnvollere Kanzlerkandidat für die Union. In der Coronakrise hat sich der bayrische Ministerpräsident als Macher öffentlichkeitswirksam in Szene gesetzt. In den letzten Monaten ist er auf den wahrscheinlichsten Koalitionspartner, die Grünen, zugegangen und liegt in den Umfragen zur der ihm zugetrauten Kompetenz deutlich über Laschet. Kurz: Markus Söder tut all das, was ein Kanzlerkandidat ein knappes halbes Jahr vor der Wahl tun sollte. Zudem hat er, wie Laschet, Erfahrung als Ministerpräsident eines großen Bundeslandes, zusätzlich kennt er die Regeln des politischen Berlins aber als Chef der CSU schon deutlich länger als Laschet.

Die Frage ist nur, ob Söder überhaupt Kanzler werden möchte, beziehungsweise, ob er jetzt Kanzler werden möchte. Selbst hat er sich dazu bisher nicht geäußert, stellt er sich aber offiziell gegen Laschet, sind seine Chancen schlecht. Schließlich käme das einer Herausforderung der Mutterpartei gleich, die sich umgehend wehren würde. Wenn Söder Kanzler werden will, muss er sich dazu von der CDU bitten lassen – und dazu muss sie Laschet zuvor eine Absage erteilen. Das wäre ein mittelgroßer Skandal.

Gewonnen hat Söder aber im Prinzip schon jetzt. Allein, dass er als möglicher Kanzlerkandidat der Union gehandelt wird, räumt ihm eine umfassende Macht ein. Söder ist längst nicht mehr der junge Seehofer-Herausforderer, der ein Stück vom bayrischen Kuchen abhaben möchte, er ist zu einem politschen Schwergewicht auf Bundesebene geworden. Mit einer Kandidatur gegen Laschet würde er diese Position vermutlich verzocken. In vier Jahren könnte das schon anders aussehen…

Olaf Scholz

  • Partei: SPD
  • aktuelle Funktion: Bundesfinanzminister, Vizekanzler
  • mögliche Koalitionen: SPD-Grüne-FDP / SPD-Grüne-Linke
  • Erfahrung: fast schon zu viel
  • Spotlight-Einschätzung: kaum noch möglich

Im Gegensatz zu Markus Söder und Armin Laschet hat Olaf Scholz einen kleinen Vorsprung: Er ist bereits unumstößlicher Kanzlerkandidat der Sozialdemokraten. Damit hören die Argumente, die für einen Kanzler Scholz sprechen, aber auch schon auf. Viele Wähler auf der linken Hälfte des politischen Spektrums waren von seiner Aufstellung enttäuscht. Sie war zwar risikoarm, symbolisierte aber ein Fortführen der bisherigen Nicht-Ausrichtung der SPD. Selbst Parteimitglieder hofften nach acht Jahren GroKo auf einen personellen Wechsel, der frische linke Ideen und vor allem neue Motivation in der ältesten Partei des Landes aufkommen lässt. Den Finanzminister der letzten Legislaturperiode als Kanzlerkandidaten aufzustellen, ist das Gegenteil.

Zudem lassen die Umfragewerte der Grünen die Wahrscheinlichkeiten für Scholz weiter schwinden. Diese liegen zwischen fünf und acht Prozent vor der SPD – ohne sie ist eine Regierungsbeteiligung der SPD aber kaum vorstellbar. Sollte die Partei mit den Grünen in irgendeiner Form koalieren, ob mit der FDP oder sogar den Linken, Kanzler wäre dann nicht Olaf Scholz…

Robert Habeck

  • Partei: Die Grünen
  • aktuelle Funktion: Co-Parteivorsitzender der Grünen
  • mögliche Koalitionen: Grüne-SPD-FDP / Grüne-SPD-Linke / Grüne-Union / Grüne-Union-FDP
  • Erfahrung: könnte reichen
  • Spotlight-Einschätzung: eine mögliche Überraschung

…sondern vermutlich Robert Habeck. Seine Partei erreicht derzeit Umfragewerte, von denen sie vor vier Jahren nur träumen konnte. Damals wurden die Grünen schwächste Kraft im Bundestag. Diese Zeiten scheinen vergessen. Nicht nur FridaysForFuture und die globale Umweltbewegung sichern der grünen Partei Stimmen. Konservative Führungskräfte wie Baden-Württenbergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann, der jüngst seine Landtagswahl gewann, beweisen, wie breit die Partei mittlerweile aufgestellt ist. Das macht sie sowohl für Umweltaktivisten und Linke, als auch für ehemalige Merkel-Anhänger wählbar. Manch einer in der Partei sinniert sogar schon, stärkste Kraft zu werden. Dieses Szenario ist aber wohl nur bei einem noch größeren Krisenmanagementdebakel der CDU innerhalb der nächsten Monate denkbar.

Habek selbst hat Erfahrungen als stellvertretender Ministerpräsident in Schleswig-Holstein und als Schlichter innerhalb seiner eigenen Partei. Ihm gelang es, die offen ausgetragenen Machtkämpfe zwischen dem Linken- und dem Realoflügel zumindest nach Außen hin zu dämpfen. Wie sich Habeck jedoch auf dem internationalen Parkett schlagen würde, ist schwer vorherzusehen.

Annalena Baerbock

  • Partei: Die Grünen
  • aktuelle Funktion: Co-Parteivorsitzende der Grünen
  • mögliche Koalitionen: Grüne-SPD-FDP / Grüne-SPD-Linke / Grüne-Union / Grüne-Union-FDP
  • Erfahrung: schwierig
  • Spotlight-Einschätzung: unwahrscheinlicher als Habeck

Führen die Grünen die nächste Bundesregierung, gibt es neben Habek noch eine weitere Kandidat:in auf die Kanzlerschaft. Annalena Baerbock ist ebenfalls Parteivorsitzende der Grünen und damit gleichfalls berechtigt auf die Kanzlerschaft. Im direkten Duell mit ihrem Parteifreund dürfte sie es aber schwer haben. Sie ist in Deutschland weniger bekannt und hat bisher keinerlei Regierungsverantwortung besessen. Dafür konnte sie aber bereits Erfahrungen auf internationaler Ebene sammeln: Vor ihrer Karriere in der Bundespartei, war sie im Vorstand der Europäischen Grünen. Ob das im Zweifel gegen Habeck reicht, ist fraglich. Aber dazu muss es auch erst einmal kommen.

Was bedeutet das nun für die Bundestagswahl?

Deutschland scheint überrascht, sich über die Kanzlerfrage nach 16 Jahren Merkel wieder ernsthaft Gedanken machen zu können. Auch die Parteien sind sichtlich überfordert, die eigentlichen Schwergewichte der Bundespolitik, Union und SPD, werden bei den Bundestagswahlen starke Einbußen hinnehmen müssen.

Insbesondere die Union muss allerdings langsam über einen möglichen Plan C nachdenken, sollte Laschet unerwartet die Gunst seiner Partei verlieren und Söder lieber noch abwarten wollen. Einen Kadidaten dafür gibt es derzeit nicht, Gesundheitsminister Spahn hat sich mit dem gescheiterten Impfstart wohl ins Aus geschossen. Eine grüne Kanzlerschaft wird auch damit wahrscheinlicher.

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