Kommentar
Jede:r von euch ist wahrscheinlich besonders in den letzten Monaten öfter auf den Begriff Inflation gestoßen. Ob auf sozialen Netzwerken, im Internet oder im Fernsehen. Lebensmittel in Supermärkten werden ständig teurer. Wer bei geringem oder keinem Einkommen seine Haushaltseinkäufe machen muss ist wahrscheinlich besonders in den letzten Wochen vermehrt vor Regalen stehen geblieben, um zusammenzurechnen für wie viele Sachen das Geld noch ausreicht. Aber was genau ist eigentlich Inflation, was ist ihr Grund und was ihre Folgen?
Was ist Inflation?
Die Bundeszentrale für politische Bildung denifinert Inflation auf ihrer Internetseite als einen anhaltenden Prozess der Geldentwertung. Die Kaufkraft des Geldes sinkt, somit kann für das selbe Geld immer weniger gekauft werden. Berechnet wird die Inflationsrate an einem Preisindex wie zum Beispiel dem Verbraucherpreisindex. Der prozentuale Anstieg eines Preisindexes innerhalb eines bestimmten Zeitraums gilt als Inflationsrate. Laut Bundeszentrale für politische Bildung ist die Bedingung für Inflation gegeben sobald der wirtschaftlichen Gütermenge eine zu große Geldmenge gegenübersteht. Darauf folgend entstünde eine Lohn-Preis-Spirale. (Durch teurere Lebenshaltungskosten müssen Löhne erhöht werden, Betriebskosten werden höher, dadurch werden Waren also Lebenshaltungskosten wieder teurer, dann erneute Lohnerhöhung, darauf weiterer Preisanstieg usw.) Da Geld ständig an Wert verliert legen also einige Menschen ihr Geld in Sachwerten wie zum Beispiel Gold an. Nach der obigen Definition zählen steigende Preise durch Missernten oder beispielsweise Streiks nicht als Inflation.
Weil einige zu viel Geld haben, müssen also alle mehr zahlen?
Was die BPD in dem oben genannten Beitrag außer acht lässt ist, dass wir von Beginn an eine ungleiche Verteilung der Geldmenge haben, wegen der ja laut Definition Inflation überhaupt erst beginnt. Sowohl Einkommen als auch Vermögen gehen von Tag zu Tag weiter auseinander. Ob deutschland- oder weltweit. Die, die sowieso schon viel haben, bekommen immer mehr. Die, die wenig haben, bekommen immer weniger. Laut Website des ZDFs muss sich das ärmste Zehntel sogar verschulden, während der Anteil am gesamten Nettoprivatvermögen der reichsten zehn Prozent von 1998 bis 2018 allein um 12 % zunahm. Nettovermögen bedeutet Vermögen nach Abziehen von Schulden. Auch die weltweite Pandemie hat die Schere zwischen Arm und Reich nur noch weiter verschlimmert. Laut Professor Michael Hartmann haben die reichsten zehn Deutschen seit 2019 einen Vermögenszuwachs von fast 40% verzeichnet, schreibt der BR auf seiner Internetseite. Ein Prozent der Deutschen besitzt mehr als 35% des gesamten Nettovermögens aller Deutschen zusammen. Und die obersten 10% der Deutschen besitzen ganze 67% des gesamten Nettovermögens (Stand 2020). Während das Vermögen der Reichsten stetig wächst, geschieht eine Umverteilung. Jeder Euro für die reichsten 10% mehr bedeutet ein Euro weniger für die restlichen 90% der Deutschen. Sie besitzen zusammen nur 33% des Vermögens, also weniger als halb so viel wie die reichsten 10%. Zur ungleichen Verteilung kommt hinzu, dass jährlich immer mehr Geld gedruckt wird.
Der Staat ist korrupt
Die einzige Insitution in einem kapitalistischen Wirtschaftssystem, die die immer ungerechtere Verteilung des Geldes verlangsamen könnte wäre der Staat. Durch Einkommens- oder Vermögenssteuern beispielsweise. Professor Michael Hartmann glaubt allerdings nicht, dass es in Zukunft eine Regulierung durch die Regierung geben wird. Der Millionär Antonis Schwarz startete deshalb die Initiative „Tax me now“. Er sieht Deutschland als Steueroase für Reiche. Allerdings teilen die meisten Reichen natürlich nicht seine Meinung und auch der Staat selbst hat im Kapitalismus so wenig Macht über das Geld, dass er bestechlich, beziehungsweise korrupt, ist.
Deutsche Parteien erhalten Spenden in Millionenhöhe von Wirtschaftsunternehmen und bis heute müssen sogenannte Schenkungen bis 9.999,- garnicht erst verzeichnet werden. Das heißt, dass die meisten „Schenkungsgelder“ also noch nicht mal nachverfolgbar sind. Und selbst die Gelder, die verzeichnet werden müssten, tauchen nicht immer auf. Und trotzdem wissen wir von den wenigen Aufzeichnungen, die es gibt, dass beispielsweise die CDU, FDP oder SPD viel Geld aus der Immobielienwirtschaft bekommen. Aus der Vermögensverwaltungsbranche bekommt die FDP ebenfalls viele Gelder. Die Parteien erhalten außerdem sowohl Gelder von der Tabak- als auch von der Rüstungsindustrie. Auch während Corona machten Politiker:innen mit milliardenschweren Deals persönlichen Gewinn, wie zum Beispiel die CDU/CSU mit der Maskenaffäre. Unser geringes Wissen über die Spendengelder kann bereits direkt mit politischen Beschlüssen des Bundestags verglichen und eine Deckungsgleichheit festgestellt werden.
Kapitalismus geht nicht auf
Nicht nur in der vermeintlich demokratischen Politik geht Kapitalismus nicht auf. Das kapitalistische Wirtschaftssystem ist ein kulturell erschaffenes Produkt der Menschheit, das allein in der Theorie schon nicht funktionieren kann. Kapitalismus ist auf Eigentum und ständiges Wachstum angewiesen. In der Natur vorkommende Ressourcen wie Wasser oder Öl sind aber endliche Ressourcen, das heißt irgendwann sind sie einfach verbraucht. Ebenfalls gehören existentielle Ressourcen wie Wasser, die ja nicht vom Menschen, sondern von der Natur erschaffen wurden, einigen wenigen Firmen, beziehungsweise Menschen. Einer natürlichen Ressource wird also künstlicher, kulturell erschaffener Besitz (Eigentum) zugeordnet. Und dieser ist genauso ungleich verteilt wie das Vermögen.
Auch während der Pandemie ist und bleibt das einzige Ziel der Wirtschaft Profiterhöhung und endloses Wachstum. Solange sich daran nichts verändert steigt in jedem Land die Inflationsrate und somit auch die Lebensmittelpreise und Lebenshaltungskosten. Während die reichsten 10% damit immer reicher werden, haben wir, der restliche Großteil im Umkehrschluss immer weniger.