Wenn die Hoffnung stirbt

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Was kann ich tun, wenn die Angst vor dem Klimawandel zu groß wird?

Kommentar

Sie sind überall: Brennende Wälder, Dürre in Deutschland, Historische Höchststände bei den Temperaturen und historische Tiefstände beim Wasserstand des Rheins. Der Klimawandel ist da, wer das noch leugnet ist entweder blind oder handelt bewusst fahrlässig. Auf TikTok zeigen Landwirt*innen ausgetrocknete Böden und zu klein geratene Maiskolben. Auf Instagram kursieren Videos von brennenden Wäldern, die ein paar verzweifelten Anwohnern versuchen mit Wasser aus Plastikeimern zu löschen. In den USA wird bestimmten Bevölkerungsgruppen der Zugang zu sauberem Wasser verwehrt.

Jede einzelne dieser Nachrichten, die wir tagtäglich sehen, will uns dieselbe Botschaft vermitteln: Wir werden es nicht mehr schaffen. Auch Klimaforscher*innen aus aller Welt verbreiten seit langem die ernüchternde Nachricht. Alle Staaten werden das Pariser Klimaabkommen verfehlen. Wir als Gesellschaft werden es sehr wahrscheinlich nicht mehr schaffen, die Klimakatastrophe in einem spürbaren Maße abzuwenden.

Viele Menschen, gerade junge Erwachsene, Kinder und Jugendliche, berichten immer häufiger von einem Gefühl der Angst, wenn sie an ihre Zukunft denken. Denn anders als die Babyboomer-Generation, winkt ihnen kein Wohlstand, keine gesicherten Arbeitsplätze und ein fragiler europäischer Frieden.

Wie traurig ist es, dass eine ganze Generation in Existenzängsten aufwächst, während die vorherige Generation noch mit lachendem Finger auf die „ungebildeten“ und „faulen“ Jugendlichen von FFF zeigt, während die Politik es nicht schafft eine sozialgerechte Klimapolitik zu betreiben, oder überhaupt eine sinnvolle Klimapolitik zu führen. Gerade Klimaaktivist*innen, die sich jeden Tag intensiv mit dem Thema Klimawandel auseinandersetzen, sind besonders gefährdet, eine „Klimaangst“ zu entwickeln.

Was ist „Klimaangst“ überhaupt?

Zuerst einmal ist „Klimaangst“ keine psychische Erkrankung nach den anerkannten Klassifizierungssystemen ICD oder DSM, wie beispielsweise die soziale Angst oder die Angst vor offenen Plätzen. Trotzdem ist die Angst vor den Folgen des Klimawandels eine ernstzunehmende Sorge von Kindern, jugendlichen und jungen Erwachsenen. Diese Angst kann sich ganz verschieden äußern. Sie kann dazu führen, dass man sich gelähmt fühlt. Manche kommen morgens nur schwer aus dem Bett, denn sie wissen nicht, wofür sie noch arbeiten oder zur Schule gehen sollen. Wieder andere stürzen sich regelrecht in die Arbeit um Emotionen und Gefühle zu verdrängen und zu unterdrücken, bis sie irgendwann, in einem Moment großen Drucks, auf einmal herausplatzen. Es kann zu einem Nervenzusammenbruch oder einer Panikattacke kommen.

Angst kann sich auch in Gewichtsschwankungen äußern, da Betroffene entweder vermehrt essen, um so mit dem Stress umzugehen, oder nichts mehr herunterbekommen und so Gewicht verlieren. Angst kann mit Herzrasen einhergehen, mit Ein- und Durchschlafstörungen, sowie mit Schweißausbrüchen und Atemnot. „Klimaangst“ kann bedeuten, dass junge Frauen überlegen, keine Kinder zu bekommen, obwohl sie sich seit Jahren Kinder wünschen, da sie kein Kind in die Unsicherheit dieser Welt setzen wollen. „Klimaangst“ kann heißen, dass ich beim scrollen durch Instagram ein beklemmendes Gefühl in der Brust bekomme, dass mir beim Lesen der Nachrichten Tränen in die Augen schießen.

Warum ist es so schwer, mit der Angst vor den Folgen des Klimawandels umzugehen?

Der Klimawandel betrifft nicht das Individuum, sonder die gesamte Menscheit. Deshalb kann man ihn nicht aus eigener Kraft überwinden. Stattdessen muss die Gesellschaft gemeinsam handeln. Ich als Individuum empfinde also weniger Kontrolle über den Grund meiner Angst, was es schwieriger macht, die Angst zu bewältigen. Zudem scheint der Klimawandel umumkehrbar. Ein starker Gegensatz zu Stress und negativen Gefühlen, die beispielsweise durch die Schule ausgelöst werden. Ein Ende des Klimawandels ist ebenfalls nicht abzusehen, was ihn zusätzlich von anderen Stressoren, z.B. Stress durch den Tod eines Familienmitglieds, unterscheidet. All diese Faktoren sorgen dafür, dass zusätzlich zur Angst auch noch Hoffnungslosigkeit auftritt, wodurch man schnell den Mut verliert, gegen die Angst anzuarbeiten.

Was kann ich trotzdem tun, wenn meine Hoffnung stirbt?

Auch, wenn es unmöglich scheint…

… ein positives Weltbild zu behalten, kann nicht nur helfen, mit negativen Nachrichten umzugehen, sondern auch Kraft und Motivation geben, sich gegen den Klimawandel zu engagieren. Denn obwohl wir uns mit rasendem Tempo auf den nächsten Point of no Return zubewegen, dürfen wir nicht aufhören, für unsere Zukunft und die Zukunft nachfolgender Generationen zu kämpfen. Es ist in Ordnung, das Handy auszuschalten, Nachrichten bewusst nicht zu lesen, oder sich an einer Demo nicht zu beteiligen. Manchmal ist es besser, sich Zeit für sich selbst zu nehmen, abzuschalten von der Welt vor unseren Fenstern und danach mit neuer Energie in den Kampf zu starten.

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