زنان, زندگی ,آزادی – Frauen, Leben, Freiheit

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Am 16. September starb die im Iran lebende Kurdin Zhina (Mahsa) Amini an den Folgen von Polizeigewalt in einem Krankenhaus in Teheran. Zuvor wurde sie am 13. September wegen des fehlerhaften Tragens ihres Hidschabs von der iranischen Sittenpolizei festgenommen. Seit ihrem Tod gehen tausende Iraner:innen auf die Straßen, um zu demonstrieren. Frauen demonstrieren dabei ohne Hidschabs oder zünden diese öffentlich an. Die iranische Regierung sperrte soziale Netzwerke wie Instagram oder Whatsapp um organisierte Proteste zu vermeiden.

Meine Familie, die etwas außerhalb von Teheran lebt, konnte ich über Whatsapp erreichen, allerdings berichtete sie, dass sie selbst keine Anrufe tätigen oder Texte schreiben kann. Auch hatte sie Angst, dass der Anruf abgehört werden konnte. Zur aktuellen Situation konnte sie sich also nicht äußern.

Die islamische Revolution

Kaum vorstellbar, aber so lange ist es noch nicht her, dass viele Menschen im Iran genauso wie Menschen im Westen gekleidet waren. Ohne Hidschab-Pflicht, ohne Sittenpolizei. Nachdem der Schah Reza Pahlavi im Zuge der islamischen Revolution gestürzt wurde, mussten die kommunistischen und liberalistischen Ströme, die die Revolution mit angetrieben hatten mit zusehen, wie Ayatollah Khomeini, der als Gesicht der Revolution gefeiert wurde, aus dem Exil zurückkehrte und den Iran in ein schiitisch-isalmischen Gotteststaat verwandelte. Jede Person, die ihm und seinen Ansichten widersprach wurde verflogt, gefoltert oder hingerichtet. In einem Internet-Beitrag des Deutschlandfunks wird berichtet, dass viele Iraner:innen, unter ihnen beispielsweise Akademiker:innen oder Journalist:inn:en das Land verließen.

Die Scharia

Am 1. April 1979 wurde die Islamische Republik Iran ausgerufen. Alles, was von vorherigen Frauenbewegungen erreicht wurde, war wie ausgelöscht. ,,Seit der islamischen Revolution im Iran wird die eine Hälfte der Gesellschaft, nämlich die Frauen, von der anderen Hälfte systematisch unterdrückt“, sagt die Frauenrechtlerin und Nobelpreisträgerin Shirin Ebadi in einem Beitrag der Seite des Bundesministeriums für politische Bildung. Nach der Einführung der Islamischen Republik Iran wurden die vorher erkämpften Gesetze durch die Scharia ersetzt. Der Scharia liegen theologische, misogyne Auslegungen zu Grunde. Gesellschaftlich bedeutende Berufe, wie die der Richterin dürfen nicht länger von Frauen ausgeführt werden. Frauen und Männer müssen in getrennten Teilen der Busse fahren und Frauen dürfen nur an ausgezeichneten Stellen schwimmen gehen, ebenfalls getrennt von denen der Männer. Der Hidschab ist Pflicht und Homosexualität unterliegt körperlicher Gewalt oder der Todesstrafe.

LGBTQIA+ Aktivist:inn:en ebenfalls zum Tode verurteilt

Das erste Mal in der iranischen Geschichte wurde nun auch eine lesbische Aktivistin zum Tode verurteilt. Elham Chobdar war 24 Jahre alt. Auch gender-nonkonforme:r Zahra Sedighi Hamedani, der:die 31 Jahre alt ist, wurde der „Korruption auf Erden“ schuldig gesprochen. Dies ist eine der schwerwiegendsten Anklagen bei Verstößen der Scharia im iranischen Rechtssystem, schreibt der Stern in einem Artikel auf seiner Website.

Mehr als 50 Tote und über 700 Festnahmen seit den Demonstrationen

Seit neuestem berichten die iranischen Medien von über 35 Toten. Allerdings gibt es keine regierungs-unabhängigen Nachrichten. Die Menschenrechtsorganisation Iran Human Rights (IHR) ging jedoch bereits am vergangenen Samstag von mindestens 54 Toten aus und hunderten Verletzten aus. Mindestens 739 Demonstrant:inn:en wurden bereits festgenommen. Und die Proteste halten weiter an. Nach den Freitagsgebeten soll es mittlerweile Gegendemonstrationen von Kopftuch-Befürworter:innen gegeben haben, die vom iranischen Präsident Raisi angepriesen wurden. Bereits zu Zeiten des Schahs gab es eine Menge an Kopftuch-Befürworter:inn:en, was vermutlich daran lag, dass ein großer Teil der Gesellschaft unter der Armutsgrenze lebte und somit keinen guten Zugang zu Bildung hatte.

Wie kann ich den Menschen im Iran jetzt helfen?

Da neben Twitter, Facebook und Youtube nun auch Instagram und Whatsapp eingeschränkt beziehungsweise gesperrt wurden, nutzen immer mehr Iraner:innen Browsererweiterungen wie Snowflake, um über Proxyserver die Sperren umgehen zu können. Falls ihr Internet habt, könnt ihr ganz leicht auch einer dieser Proxyserver werden. Und das ohne Gefahr, denn eure IP-Adresse wird ebenfalls verschlüsselt. So könnt ihr es Iraner:inne:n ermöglichen, sich untereinander mit Außerhalb zu verbinden und weiter Neuigkeiten und Informationen teilen zu können. Wie ihr Snowflake funktioniert und wie ihr einen Proxysender anbieten könnt, erfahrt ihr hier.

Elon Musk für die Menschen im Iran

Leider wurde mittlerweile ebenfalls das Internet verlangsamt und fiel sogar zeitweise aus. Kein anderer als Elon Musk kündigte nun an seinen Starlink-Breitbanddienst den Iraner:inne:n zur Verfügung stellen. Dafür hat die USA ihre Sanktionen gegen den Iran an dieser Stelle sogar ausnahmsweise aufgehoben. Auch wenn die Intentionen der USA – , genauso wie auch die Person des Elon Musks im Allgemeinen fraglich sind, gibt es nun allerdings zumindest wieder einen kleinen Hoffnungsschimmer.

Jhina Aminis Familie nahm mittlerweile ihre Aussage, sie könne nicht an einem Herzinfakt gestorben sein, zurück. Dies lässt vermuten, dass ihre Familie zu ihrer ursprünglichen Aussage gezwungen wurde. Die staatlichen Medien berichteten nämlich nur von einem vermeintlichen Herzinfakt. Auch das Krankenhaus, in dem Amini starb, hatte gepostet, dass sie bereits mit inneren Blutungen eingeliefert wurde, durch welche sie dann starb. Auch dieser Post wurde wieder gelöscht. Da all diese Veranlassungen seitens der Regierung die Proteste nicht verhindern konnten, müssen wir uns wahrscheinlich neben den Interneteinschränkungen auf weitere, neue Versuche einstellen, den Informationsfluss zu verhindern oder zu verfälschen und die Proteste zu stoppen.

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